Monkey Guitar Blog #001

Langsam, langsam, Langsamkeit

Zweifellos hat jede(r) Gitarrist:in schon einmal das Gefühl gehabt, dass zwischen dem, was man sich musikalisch vorstellt, und dem, was man tatsächlich spielt, eine Mauer steht.
Du hast vielleicht auch von der Fähigkeit geträumt, alles, was dir in den Sinn kommt, sofort auf der Gitarre umzusetzen, oder kurz gesagt:
Musik in Gedanken-Geschwindigkeit zu spielen.
Wir werden uns eine Reihe von musikalischen Konzepten ansehen, die es dir ermöglichen, genau das zu tun.

Man könnte meinen, dass der erste Schritt darin besteht, sich eine Gitarre zu schnappen und so schnell wie möglich zu spielen. Immerhin bewegt sich das Denken in einem schönen, schnellen Tempo. Sollten wir also nicht versuchen, dasselbe auf der Gitarre zu tun?
Die Antwort ist ein ganz klares Nein! Wenn du diesen Weg einschlägst, bleibst du auf der Stelle stehen. Aber wir wollen uns weiter entwickeln, und der erste Schritt zum Spielen mit der Geschwindigkeit der Gedanken ist, langsamer zu werden. Probiere diese Übungen sorgfältig, und du wirst sehen, wie das funktioniert.

(1) Spiele diese 1-oktavige C-Dur-Tonleiter in einem mittleren Tempo.

(2) Frage dich jetzt: Wie vertraut bist du wirklich mit dem Klang und Charakter dieser Töne? Gehe zurück und spiele jeden einzelnen Ton, bis er ganz aufhört zu klingen. Konzentriere dich ganz auf den Klang jeder Note.

(3) Gehe nun zurück und betrachte die Beziehungen (Abstände) zwischen den Noten, sowie die Töne selbst. Spiele den ersten zum zweiten Ton und konzentriere dich auf diesen Klang. Spiele dann den zweiten zum dritten Ton und konzentriere dich wieder auf den Sound. Dann den dritten zum vierten Ton, usw. ....

(4) Gehe zurück und mache andere Beziehungen (Abstände) innerhalb dieser Skala mit deinen Händen und Ohren vertraut. Beginne mit Terzen und gehe die anderen Möglichkeiten (Intervalle) durch.

(5) Halte nun inne und denke darüber nach, was du gerade getan hast. Du hast nicht nur eine Skala durchlaufen, die du vielleicht nicht wirklich kennst. Du hast sowohl die Ausführung als auch den Klang dieser einen Tonleiter gemeistert. Du weisst sowohl in deinen Fingern als auch in deiner musikalischen Vorstellungskraft, wie die Beziehungen zwischen allen Noten dieser einen Tonleiter klingen. Du bist langsamer geworden und hast dabei Fortschritte gemacht.

(6) Lasse uns als nächstes das musikalische Denken und das musikalische Spielen ein wenig näher zusammenbringen. Lege deine Gitarre für einen Moment weg und schaue dir diese Passage an (die in unserer Tonleiter enthalten ist).

  1. Bevor du zum Instrument greifst, rufe dir den Klang der Tonleiter ins Gedächtnis, so wie du sie gespielt hast.
  2. Stelle dir nun die obige Passage mit genau diesen Klängen vor.
  3. Als Nächstes singe oder summe diese Passage so, wie du sie gerne gespielt hören würdest, und obwohl du deine Stimme hörst, stelle dir immer noch die Töne der Tonleiter vor, so wie du sie gespielt hast.
  4. Nimm deine Gitarre in die Hand, ohne einen Ton zu spielen. Lass deine Hände vom Griffbrett, schließe die Augen und stelle dir vor, wie du die Passage spielst
  5. Jetzt spiele die Passage.

(7) Denke abschließend über das eben Geschehene nach. Du hast die Passage gesehen, sie mit Klängen in Verbindung gebracht, von denen du bereits wusstest, dass du sie perfekt spielen kannst, sie vor deinem geistigen Auge geprobt, sie ohne das Instrument geprobt und - zuletzt und am wichtigsten - Du hast das Instrument in die Hand genommen und sofort musikalische Gedanken in musikalischen Klang umgesetzt.

Wie du siehst, haben wir, obwohl wir gerade erst angefangen haben, das Tempo verlangsamt und uns schnell vorwärts bewegt.

So, that's it.

Bis zur nächsten Ausgabe vom MONKEY GUITAR Blog!

Spiele furchtlos und unerschrocken!

Paul Aka Kessler